Wenn die Sonne im Bodensee versinkt, beginnen spektakuläre Opern-Inszenierungen in außergewöhnlichen Bühnenbildern bei den Bregenzer Festspielen. Im Sommer 2023 wird erneut „Madame Butterfly“ auf der größten Seebühne der Welt zu sehen sein.

Ein riesiges gewelltes Papier treibt seit gut einem Jahr auf dem Bodensee, beeindruckend, majestätisch lockend und aus der Ferne gut sichtbar. Die 33 Meter breite und 23 Meter hohe Kulisse für Giacomo Puccinis kammerspielartige Oper Madame Butterfly erdachte der kanadische Bühnenbildner Michael Levine. Ein Spiegelbild für ­Cio-Cio-Sans Seele sei dieses Papier, erläutert Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka: empfindlich, zerknüllt, verlassen und doch voller Poesie. Eine magische Plattform für große Emotionen, passend zur ergreifenden Geschichte der Madame Butterfly, die der regieführende Intendant des Opernhauses Zürich, Andreas Homoki, vergangenen Sommer in Szene setzte, und die diesen Sommer das Publikum an 26 Abenden wieder mit auf ihre Geschichte nehmen wird.

Ernani eröffnet 77. Bregenzer Festspiele
Bereits sechs Jahre vor Rigoletto vertonte Giuseppe Verdi ein packendes Drama um Liebe und Rache – und erzielte damit seinen endgültigen Durchbruch als Komponist: Ernani. Es ist Rache, welche die drei männlichen Hauptfiguren in dieser Oper immer wieder antreibt, und natürlich dreht sie sich um die Liebe zu einer Frau. Nach der phantasiereichen Inszenierung von Rossinis ­Moses in Ägypten 2017 übernimmt Regisseurin Lotte de Beer gemeinsam mit Bühnenbildner Christof Hetzer die Umsetzung dieser fiktiven Handlung.

Diversität und die Geisha eines US-Konsuls
Mit einer Erstaufführung und einer Uraufführung wird die Werkstattbühne erneut zum faszinierenden Spielort für zeitgenössisches Musiktheater. Vielfältige Klangwelten mit musikalischen Referenzen zum Barock lässt The Faggots and Their Friends Between Revolutions des britisch-deutschen Komponisten Philip Venables entstehen. Treten Sie ein in Ramrod, eine Fantasiewelt und ein Imperium im Niedergang, wo Märchen und Mythen zu einem Manifest des Überlebens werden. Die Oper basiert auf dem gleichnamigen Buch von Larry Mitchell, das Diversität und sexuelle Vielfalt thematisiert.

Als Uraufführung erzählt Die Judith von ­Shimoda von einem US-Konsul in Japan und dessen Geisha. Was zunächst nach einer Abwandlung der Handlung von Giacomo Puccinis Madame Butterfly klingt, ist in Wahrheit ein Theaterstück, das Bertolt Brecht 1940 als Bearbeitung eines japanischen Textes anfertigte und das der argentinische Komponist Fabián Panisello zu einer Oper gemacht hat.

Schauspiel vom Feinsten aus Berlin
Eine Vielzahl von Lügen, die ein Richter ungeniert von sich gibt. Was Heinrich von Kleists Drama Der zerbrochene Krug zur Komödie macht, ist vor allem die Dreistigkeit, mit der hier vom Patriarchat Macht ausgeübt wird, Positionen gesichert und Verhältnisse zementiert werden. Die Wahrheit zählt dabei nicht im Geringsten; stattdessen gilt es, unverfroren und skrupellos jede Verantwortung von sich zu schieben, gestützt von einer Gesellschaft, die scheinheilig mitspielt und sich vormacht, es würde sie die Gerechtigkeit interessieren. Die Zuschauer(innen) erwarten drei amüsante Vorstellungen im Theater am Kornmarkt.

Bravourstück der Opernliteratur
Seine eigenen Empfindungen stellt ein junger Mann über alles andere. Selbst als er erfährt, dass die von ihm umschwärmte Frau bereits einem anderen versprochen ist und diesen kurz darauf heiratet, wirbt er weiterhin leidenschaftlich um ihr Herz. Nachdem er erkannt hat, dass sie ihren ­Ehemann nicht verlassen wird, erscheint ihm sein eigener Tod als einziger Ausweg. Jules ­Massenet Werther basiert auf Johann Wolfgang von Goethes Briefroman Die Leiden des jungen Werthers und wird im Rahmen des Opernstudios am Kornmarkt diesen Sommer in Bregenz zu sehen sein.

Annäherung – Anwandlung – Aneignung
In den Orchesterkonzerten bildet die Musik um die Jahrhundertwende, die aufs Engste mit den im Jahr 1900 gegründeten Wiener Symphonikern verbunden ist, einen Schwerpunkt. Gehören die Werke von Maurice Ravel, Jean Sibelius und Richard Strauss zur künstlerischen DNA der Musiker(innen), so betreten sie mit den zu Unrecht wenig gespielten Komponistinnen Florence Price und Grazyna Bacewicz Neuland. Den feierlichen Abschluss der Bregenzer Festspiele bestreitet mit einem Matinee-Programm traditionell das Symphonieorchester Vorarlberg.

Das Bochabela String Orchestra aus Südafrika ist in diesem Sommer zu Gast bei den Bregenzer Festspielen und präsentiert Zwischen Himmel und Erde, ein Programm zwischen Mozarts Requiem und südafrikanischen Beerdigungsgesängen.

Auch die Musicbanda Franui, gemeinsam mit Florian Boesch und Nikolaus Habjan, sind im August zu sehen und zeigen Franz Schuberts Liederzyklus Die schöne Müllerin.

Auch Mitglieder der Wiener Symphoniker in Kammermusik-Besetzung stellen an drei Samstagabenden unter dem Programmpunkt – Ganz persönlich – wieder ihre Lieblingskompositionen vor.

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