Am idealen Ort
Weit über die Landesgrenzen ist das Kunsthaus Bregenz für seine groß angelegten Ausstellungen bekannt.
Nur hier haben internationale Künstlerinnen und Künstler die Gelegenheit, das gesamte Haus für ihre Werke zu nutzen.
Die verlangsamte Zeit. Diesen Sommer bringt der Belgier David Claerbout seine Video- und Soundarbeiten nach Bregenz. Als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart widmet er sich dem Verlauf der Zeit und den Zyklen der Natur. Extrem verlangsamte Bildsequenzen stehen im Kontrast zu Bilder und Videos, die tagtäglich über Smartphones und das Internet verschickt werden. Gleichzeitig spielt Claerbout mit den Erwartungen des Publikums. In seiner handgezeichneten Überarbeitung des Filmklassikers „Das Dschungelbuch“ (1967) gibt er den Tieren ihr tierisches Verhalten zurück – zu sehen ab Sonnenuntergang als Projektion auf die Glasfassade des KUB.
Verfall in Echtzeit. Seine neueste Arbeit Olympia (The real-time disintegration into ruins of the Berlin Olympic stadium over the course of a thousand years) zeigt den Verfall des Olympiastadions in Berlin im Lauf von tausend Jahren – als Computersimulation aber in Echtzeit. David Claerbout scannte dafür jeden Stein des berühmten Nazi-Gebäudes und fertigte eine täuschend echte 3D-Version an. Seine Darstellung in Realzeit ist auf tausend Jahre berechnet. Steine erodieren, Pflanzen sprießen. Selbst die aktuelle Wettersituation wird über die Daten einer Webcam simuliert. Scheint in Berlin die Sonne, scheint sie auch im Kunsthaus Bregenz.
„Mit einem technologischen Verfahren ist das erste, das verloren geht, die Wahrnehmung von Gleichzeitigkeit. (…) Die Art und Weise, wie sich die Kamera selbstständig bewegt, ohne menschliche Kameraführung, zeigt an, dass es sich um eine vollständig synthetische Situation handelt“, so David Claerbout im Interview mit Elise Lammer (zitiert nach Spike Art Quarterly, Nr. 53, 4/2017). Claerbout errechnet und rendert die Zukunft, aber auch das Jetzt. Olympia ist eine Reflexion über Zeit und Wahrnehmung, der Impressionismus im digitalen Zeitalter.
Weitere Informationen gibt es unter www.kunsthaus-bregenz.at
Bild. Kunsthaus Bregenz | Markus Tretter