Wenn die Sonne im Bodensee versinkt, beginnen spektakuläre Operninszenierungen in außergewöhnlichen Bühnenbildern bei den Bregenzer Festspielen. Im Sommer 2022 wird zum ersten Mal Madame Butterfly auf der größten Seebühne der Welt zu sehen sein.

Ein riesiges Blatt Papier, bemalt mit japanischer Malerei, wird zum Schauplatz der Handlung des Spiels auf dem See 2022. Trotz der rund 300-Tonnen-Konstruktion wirkt das Papier fragil, so als ob man es achtlos weggeworfen hätte, wie die unterschiedlichen Welten und Werte in Puccinis Oper.

Madame Butterfly, die Geschichte rund um Cio-Cio-Sans unglückliche Liebe, ist heute eine der meistgespielten Opern der Welt. Die Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, ist überglücklich, als sie der amerikanische Marineleutnant Pinkerton zur Frau nimmt. Doch er fühlt sich nach wie vor frei, kehrt in seine Heimat zurück und heiratet eine Amerikanerin. Währenddessen wartet Butterfly voller Liebe auf seine Rückkehr. Als Pinkerton mit seiner Frau wieder auftaucht, fällt sie eine unumstößliche Entscheidung.

Sibirien als packende Oper
Ein weiteres Frauenschicksal ist in Umberto Giordanos Sibirien im Festspielhaus zu sehen. Stephana gibt ihr angenehmes Leben als Kurtisane im Stadtpalais in St. Petersburg auf, um ihrer großen Liebe Vassili ins sibirische Straflager zu folgen. Dort wandelt sie sich zur Kämpferin gegen Ungerechtigkeit und Verleumdung. Faszinierende russische Klänge sind in die packende Musik Giordanos gebettet.

Fünf Konzerte, drei Orchester
Die Bregenzer Festspiele begeben sich im Rahmen der Orchesterkonzerte auf eine Reise von Europa bis nach Asien mit bekannten Werken und Neuentdeckungen. Die Wiener Symphoniker präsentieren Werke von Peter I. Tschaikowski, Dmitri Schostakowitsch, Ludwig van Beethoven und vielen anderen. Das Symphonieorchester Vorarlberg rundet die Serie unter anderem mit Igor Strawinski und Sergej Prokofjew ab und die neu gegründete Orchesterakademie entführt ins Reich des Fantastischen.

Neu in diesem Sommer: Mitglieder der Wiener Symphoniker stellen in Kammermusikbesetzung unter dem Programmpunkt – Ganz persönlich – ihre Lieblingskompositionen an drei Samstagabenden vor.

Kapitän Nemos Bibliothek
In einem schwedischen Dorf wachsen zwei Jungen auf. Im Alter von sechs Jahren entscheidet der Oberste Gerichtshof, dass sie bei der Geburt vertauscht wurden. Ihrer familiären Identität beraubt, müssen sie nun jeweils bei der anderen Mutter leben. Wie kann dieser Verlust von Liebe und Geborgenheit ausgehalten werden, wie der Schmerz, den diese Verluste erzeugen? Was bleibt, ist die Flucht in eine andere Welt. Regisseur Christoph Werner, Intendant des Puppentheaters Halle, und Ausstatterin Angela Baumgart fangen durch den Einsatz von Puppen das Spiel zwischen Wirklichkeit und Fantasie ein und erforschen, wie wir alle eigene Realitäten und subjektive Wahrnehmungen erschaffen.

Der Sturm – Rache oder Versöhnung?
Themen wie Macht und Unterdrückung, Ausbeutung und Aneignung streift William Shakespeare in seinem letzten Werk. Der Magier Prospero lebt nach einer Intrige seines Bruders Antonio mit seiner Tochter Miranda auf einer einsamen Insel und herrscht dort über Elemente, Geister und Zauberwesen. Mit Hilfe des Luftgeists Ariel strandet Antonio auf der Insel. Nun hat Prospero die Macht über Rache oder Versöhnung.

Melencolia –Sinnbild für das Unlösbare
Ein Musiktheater auf der Werkstattbühne, das mit Livemusik, künstlicher Intelligenz und digitalen Welten spielt. Melancholie erfuhr über Jahrhunderte unterschiedlichste und widersprüchliche Zuweisungen. Die Uraufführung Melencolia erkundet diese Gegensätze musikalisch als Raum gewordener Hypertext, in dem sich Klang-, Licht- und Bildquellen als Elementarteilchen etablieren und in einem fortlaufenden Transformationsprozess immer wieder neu formieren.

Zauberei und sprühende Lebendigkeit
Gleich zwei Aufführungen – Armida und Die Italienerin in Algier – gibt es im Rahmen des Opernstudios am Kornmarkt zu sehen.

Aufreibende Beziehungskämpfe und exotische Zauberei gepaart mit komplexen Gefühlswelten zeichnen Joseph Haydns erfolgreichstes Bühnenwerk Armida. Armida zwingt die selbstsicheren Krieger, ihre Träume vom männlichen Heldentum zu hinterfragen. Denn wie reagiert eine junge Frau, wenn ihr Geliebter durch Heldenfantasien imponieren will? Und wenn sie dem Sieger der bevorstehenden Schlacht als Belohnung versprochen wird?

Die vor Lebendigkeit sprühende Opera buffa Die Italienerin in Algier zeigt den Komponisten Gioachino Rossini bereits bei der Uraufführung 1813 als Meister des komischen Stils. Gemeinsam mit ihrem Ausstatter Dietrich von Grebmer lässt Kammersängerin Brigitte Fassbaender die mondäne Gesellschaft ihre turbulenten Liebesabenteuer auf einer Yacht auf dem Meer erleben, die Isabella und Lindoro in Gefahr bringt, aber auch für ihre Wiedervereinigung sorgt.

www.bregenzerfestspiele.com

Bilder. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler