Der Werkraum Bregenzerwald lädt zur Sommerausstellung „Alphabet des Lebens – Lernwerkstatt Natur“ ein. Hier können sich Besucher die Natur als Vorbild nehmen.

Im Werkraumhaus in Andelsbuch bietet sich aktuell eine wunderbare Möglichkeit, die 26 Prinzipien der Natur kennenzulernen. Die „Lernwerkstatt Natur“ präsentiert sich bis 6. Oktober 2018 nicht nur als Lehrpfad konzipierte Ausstellung, sondern auch als Forschungsprojekt zum Thema naturinspiriertes Handwerk, Design und Innovation. Und genau hier kommen diese 26 Prinzipien der Natur, als zentrales Element der Biomimicry, ins Spiel. „Diese Methode des Nachahmens der Natur in Handwerk und Design hat ihren Ursprung in den USA, entwickelt wurde sie in den 90er-Jahren von zwei Biologinnen“, wie Professorin und Biomimicry-Expertin Regina Rowland erläutert. Gemeinsam mit der Kommunikations- und Projektdesignerin Elisabeth Kopf kuratiert sie die Ausstellung.

Von der Natur lernen. Die beiden Kuratorinnen befassen sich bereits seit einigen Jahren mit dem Thema. „Als ich vor zwei Jahren mit Studierenden eine Wanderklasse im Bregenzerwald durchführte, lernte Thomas Geisler, Geschäftsführer Werkraum Bregenzerwald, das Konzept kennen und war sofort begeistert“, erinnert sich Elisabeth Kopf. Die Idee zur Ausstellung war geboren. Doch was bedeutet Biomimicry eigentlich genau? „Im Grunde geht es darum, sich von der Natur abzuschauen, wie sie überlebt und sogar floriert“, so Regina Rowland. „Denn alle lebenden Organismen, die es heute auf der Welt gibt, haben ja bereits seit über 3,8 Milliarden Jahren gelernt, was man machen muss, um zu überleben.“ Bei Biomimicry geht es also um die Frage: Wie macht es die Natur genau?“

Rund um den Baum. Da die Biomimicry aus den USA stammt, nehmen die bisherigen Beispiele dafür auch vornehmlich Bezug auf diesen Raum. Für die Kuratorinnen war es daher wichtig, die Beispiele in der Ausstellung auf die Natur im Bregenzerwald zu beziehen. Man machte sich auf die Suche nach Lebewesen, die die 26 Prinzipien der Natur besonders schön zeigen. Unterstützung bekamen die beiden dabei von Timo Kopf, Zoologe und Bruder von Elisabeth Kopf. Gemeinsam schränkten sie den Naturraum Vorarlberg ein und kamen zu dem Schluss, in der Ausstellung den Lebensraum eines Baumes unter die Lupe zu nehmen. Ob Tiere, Pflänzchen oder Pilze – alles, was im System des Baumes lebt, wurde untersucht. „Das war total spannend. Auch wir haben dabei Zusammenhänge kennengelernt, die uns vorher überhaupt nicht klar waren“, so Elisabeth Kopf.

Der Baum hängt den Sommer über in der Ausstellung – auf Augenhöhe und zum genauen Hinschauen. 26 Beispiele für die Prinzipien der Natur wurden im und um den Baum gefunden, daraus wurden sechs große Themen wie Evolution, Resilienz und lokaler Bezug gebildet. Für jedes davon wird ein „Champion“ exemplarisch vorgestellt – im Lebensraum der Natur.

Arbeiten im Kreislauf. Der zweite Teil der Ausstellung widmet sich dem Lebensraum der Menschen. Hier gibt es zahlreiche Beispiele von Innovationen, die mit Biomimicry gemacht wurden und auch Beispiele aus Vorarlberg, die zwar nicht nach dem Biomimicry-Prozess umgesetzt wurden, jedoch naturinspiriert sind. Projekte, die die Vision des verantwortungsbewussten und achtsamen Zusammenlebens im Fokus haben. „In Zusammenarbeit mit den Handwerkern vor Ort hat sich gezeigt, dass die Natur für sie allgegenwärtig ist“, so Elisabeth Kopf. Und so rückt die Ausstellung „Alphabet des Lebens“ auch die Bedingungen, unter denen gehandwerkt wird, in den Mittelpunkt.

Mit Blick auf die Ausstellung hoffen die beiden Kuratorinnen, dass das Thema auch zum Nachdenken anregt. „Schließlich geht die Natur uns alle an. Und wir können alle von ihr lernen.“

 

Alphabet des Lebens – Lernwerkstatt Natur
Ausstellung im Werkraum bis 6. Oktober 2018
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 10 bis 18 Uhr
www.werkraum.at

 

Gemalte Bildtafeln: Monika Ernst
Foto. Dieter Zoubek

Aufmacherbild. Florian Holzherr